Kirche und Familien heute: Forschung digital sehr beliebt

„Welche Kirche braucht Familie heute?“ – dieser Frage geht ein im Februar 2020 gestartetes Forschungsprojekt an der EH nach, das bis 2022 von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gefördert wird.

Zwischen Kindern, Kirche und Karriere – Kirche und Familien heute

Mithilfe von qualitativen Interviews untersuchen die akademischen Mitarbeiter Jannika Alber und Michael Pohlers gemeinsam mit der Projektleitung Prof. Dr. Johanna Possinger, welche Bedarfe Familien in unterschiedlichen Lebenslagen gegenüber kirchlichen Angeboten haben, inwiefern Kirche im Alltag von Familien in Württemberg eine Rolle spielt und welche kirchlichen Unterstützungsangebote sich Familien angesichts ihres zeitlich meist sehr eng getakteten Alltags zwischen Erwerbsarbeit und Sorgearbeit für Kinder wünschen. Um die Bedarfe von Familien in ihrer Pluralität aufzeigen zu können, nimmt das Forschungsteam dabei gezielt verschiedene Familienformen in den Blick, um neben Ehepaaren z.B. auch Alleinerziehende, Eltern in Patchwork-Konstellationen oder Regenbogenfamilien zu erreichen. Zudem stehen im Fokus der Studie nicht nur Familien, die kirchliche Angebote wie z.B. die Taufe ihrer Kinder, Gottesdienste, Eltern-Kind-Gruppen oder auch evangelische Kindertagesbetreuung nutzen, sondern auch Eltern, die dies – aus unterschiedlichen Gründen – nicht bzw. kaum tun. 

Die Befragungen starteten im Frühling 2020 in der Phase des ersten „Lockdowns“ der Corona-Pandemie. Wo ursprünglich Reisen zu Familien in ganz Württemberg geplant waren, um Familien bei sich zuhause über ihren Alltag und die Rolle von Kirche zu befragen, fanden alle Interviews nun digital per Videokonferenz statt. Zur Überraschung des Forschungsteams meldeten sich gleich auf den ersten Aufruf für die Suche nach Interviewpartner*innen fast 40 Familien. Viele begrüßten gerade die digitale Durchführung, da sie diese besser in ihren Familienalltag integrieren konnten. Befragt wurden einzelne Mütter, Väter, aber auch Elternpaare gemeinsam. Neben der hohen Interviewbereitschaft der Eltern, reagierten die Familien äußerst positiv auf das Interesse der Kirche, nach ihrer Meinung und ihren Wünschen befragt zu werden. Viele halten die Studie für eine „großartige Idee“, die teilweise auch als „längst überfällig“ gesehen wird. Ergebnisse der Studie werden erst für 2022 erwartet, allerdings zeichnet sich bei den Befragungen ab, dass die meisten Eltern – unabhängig davon wie „verbunden“ oder „distanziert“ sie sich gegenüber der evangelischen Landeskirche positionieren, sehr aufgeschlossen gegenüber familienorientierten Angeboten sind, in ihrer Gemeinde vor Ort jedoch oft Angebote für ihre familiäre Lebenssituation vermissen. Um vor diesem Hintergrund Gelingensfaktoren kirchlicher Familienarbeit in Erfahrung zu bringen, befragt das Forschungsteam ab Ende 2020 auch Haupt- und Ehrenamtliche aus verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern. 

Wenn Sie Lust haben, an der Studie, die das Institut für Angewandte Forschung betreut, teilzunehmen oder interessierte Familien kennen, freuen wir uns über Ihre Nachricht. Kontakt: j.possinger@eh-ludwigsburg.de 

Die Familien-Expertise von Prof. Dr. Possinger ist auch dem Westdeutschen Rundfunk aufgefallen. Sie war nun Studiogast beim WDR Planet Wissen zum Thema Väter. Die Sendung wird am 15.10. ausgestrahlt und ist dann in der Mediathek erhältlich.