Mit Mitteln des DAAD konnte nun Gastprofessor Dr. Peter Ehrström, 58, aus Finnland anreisen, er unterrichtet für zwei Semester Internationale Soziale Arbeit vor allem im Bereich Forschungsmethoden, Sozialpolitik und Gemeinwesenarbeit im BA und MA Soziale Arbeit. Ein Projekt rund um die IBA (Internationale Bauausstellung) in Stuttgart läuft als zusätzliches Forschungsprojekt jenseits der Lehre. Es schließt an ein Praxisbegleitseminar aus dem Sommesemester 2022 an, bei dem Professor Rolf Ahlrichs in der Stuttgarter Leonhardsvorstadt mit Studierenden forschte - nach einem Forschungsansatz, den Peter Ehrström entwickelt hatte. Ehrström war 2022 ebenfalls zeitweise involviert. Nun geht es darum, diese Forschungsmethode in der Leonhardsvorstadt zu vertiefen, ein Stadtteil, der im Zuge der IBA vor großen Transformationen steht. (Rolf Ahlrichs)
Herr Ehrström, sind Sie glücklich?
Warum fragen Sie?
Sie kommen aus Vaasa an der finnischen Westküste, Finnland ist laut „Weltglücksbericht“ das Land mit der glücklichsten Bevölkerung weltweit. Schön, dass Sie in Ludwigsburg sind! Die deutsche Bevölkerung liegt im Glücksbericht übrigens nur auf Platz 22.
(lacht) Ich bin sehr gerne hier und mir geht es gut. Ich war schon ein paarmal in Stuttgart und Ludwigsburg, aber mir war wichtig, mal länger hier zu sein. Ich werde drei Tage die Woche an der Hochschule lehren. Und parallel vertiefen wir meine Forschungsmethode, ich werde mit den Studierenden auch nach Stuttgart fahren. Durch die IBA und den Bahnhofsneubau gibt es viele Veränderungen. In meiner Forschung geht es um die Beteiligung vulnerabler Gruppen an solchen „umstrittenen“ Orte und wie man dort soziale Nachhaltigkeit entwickeln kann. Stuttgart ist für mich als Wissenschaftler ein interessanter Ort.
Wer sind die vulnerablen Gruppen im Leonhardsvorstadt und wie können sie beteiligt werden?
Menschen, die dort wohnen und keine höhere Bildung haben, Menschen, die arbeitslos oder obdachlos sind, Migranten und gefährdete Jugendgruppen. Oft diskutieren Entscheidungsträger und Experten, aber in meiner Forschung geht es darum, die Vulnerablen zu integrieren. Mit theoretischen Diskussionen kommt man da nicht weiter, die fühlen sich außen vor und werden nur einmal hingehen dann nie wieder.
Forschung ist komplex. Aber können Sie sehr vereinfacht schildern, wie Ihr Ansatz ist, um diese Menschen abzuholen?
Wir müssen einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden, um Gruppen, in denen Menschen sehr unterschiedliche Ansichten haben, an einem Punkt zu einen. Und dann Vertrauen aufbauen. In dieser Runde sitzen auch Sozial- und Straßenarbeiter, die mit den Prostituierten und Obdachlosen arbeiten. Die müssen das Gefühl haben, dass sie ihr Wissen einbringen können und eine Rolle spielen am Tisch.
Sie sind seit Mitte März hier. Haben Sie sich eingelebt?
Ich bin das Reisen gewohnt und seit Jahren viel an den Universitäten in Deutschland: Hamburg, Stuttgart, Bremen, Duisburg... Ich arbeite sehr international. Auch in Finnland übrigens. Letztes Jahr hielt ich eine einzige Vorlesung in meiner Muttersprache, alle anderen auf Englisch. Meine Studierenden kommen aus Japan, Deutschland, Österreich, Schweiz, Spanien, aus der ganzen Welt.