Interkulturelle Öffnung von Altenpflegeeinrichtungen und Evaluation des Pflegekonzepts "Bethanien"

Die Initiative mit dem Titel „Würdiges Leben im Alter“ ist ein wegweisendes Projekt der Integration alt und pflegebedürftig gewordener Migrantinnen und Migranten, mit Vorbildcharakter für andere Einrichtungen und Träger. Die Gruppe der Projektverantwortlichen ist überkonfessionell zusammen gesetzt und besteht aus fachlich versierten ReferentInnen, aus dem Einzugsgebiet der Evangelischen Akademie Bad Boll und der Caritas- Akademie. Das Projekt verfolgt das Ziel, pflegebedürftigen Menschen orthodoxen Glaubens eine neue Heimat zu bieten, in der ihre Wurzeln – ihre Herkunft, ihre Muttersprache und ihr Glaube – im Mittelpunkt stehen. Es reiht sich damit in Konzept und Maßnahmen einer kultursensiblen Pflege in interkulturell geöffneten Einrichtungen ein. Die Projektideen sind dem Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe sowie der Praxis der interkulturellen Pflege verpflichtet.

Das Institut für Antidiskriminierungs- und Diversityfragen (IAD) wurde im Herbst 2012 beauftragt, das bisherige Konzept zu analysieren, kritisch zu evaluieren und Vorschläge für eine Weiterentwicklung zu formulieren.

Diese Evaluation ergab, dass die Zugangsbarrieren oft sehr hoch sind; ältere MigrantInnen nehmen oft keine öffentlichen Hilfen in Anspruch. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Einerseits besteht ein Informationsdefizit seitens der MigrantInnen oder eine generell ablehnende Haltung gegenüber stationärer und außerfamiliärer Pflege. Andererseits sind die Altenhilfeeinrichtungen häufig nicht auf die spezifischen Bedürfnisse der älteren MigrantInnen ausgerichtet, und statt interkultureller Öffnung haben sich dort monokulturelle Rahmenbedingungen und feste Handlungsabläufe etabliert. Internationale Forschungen bestätigen den zentralen Stellenwert von familialen und sozialen Netzwerken und des sozialen  Eingebettetseins von Aktivitäten: Ältere Menschen mit Migrationshintergrund sollten nicht länger als ProblemträgerInnen betrachtet werden, sondern als Individuen mit Rechten und mit spezifischen, erfahrungsgeleiteten Fertigkeiten  und Fähigkeiten.

Determinanten für einen positiven Verlauf des Älterwerdens sind:

  • ein stabiles soziales Netzwerk,
  • die Möglichkeit zu einer positiven Lebensbilanz,
  • Möglichkeiten zur Partizipation,
  • gesellschaftlicher Respekt gegenüber älteren Menschen,
  • sinnvolle Aufgabenstellungen und Möglichkeit, Perspektiven für den letzten Lebensabschnitt zu entwerfen.

Ziel der Evaluation des Konzepts "Bethanien" war es, die Erfahrungen und Bewertungen des Pflegekonzepts aus unterschiedlichen Perspektiven (ExpertInnen, MitarbeiterInnen, ggf. Angehörige) zu evaluieren, um empirische Erkenntnisse zu dieser neuen Versorgungsform zu generieren. Des Weiteren ist das Erkenntnisinteresse darauf gerichtet, basierend auf den Forschungsergebnissen Empfehlungen für das Pflegekonzept abzuleiten. Im Rahmen der Evaluation führte das IAD eine Literaturrecherche, eine Dokumentenanalyse und drei Gruppendiskussionen durch.

Die zukünftigen Entwicklungschancen stellten sich insgesamt sehr gut dar. Dennoch erreicht das Projekt nur schwer seine Zielgruppe.

Projektende: Juli 2013

Dieses Projekt wurde gefördert durch den Europäischen Integrationsfonds.