Gewalt im Namen der Ehre – Zur Bedeutung der Ethik in der Sozialen Arbeit: Eine empirische Untersuchung am Beispiel der mobilen Beratungsstelle "Yasemin"

Dieses Projekt hatte zum Ziel, das Arbeitsfeld Beratung – Prävention – Vernetzung im Themenkomplex Gewalt im Namen der Ehre für PraktikerInnen ein wenig greifbarer zu machen. Anhand einer Stuttgarter Beratungsstelle sollte dieser Ausschnitt der Menschenrechtsarbeit vor allem aus der Perspektive von Einstellungen und Erwartungen von und an Mitarbeiterinnen in diesem Bereich beschrieben werden. Zu Beginn der Kooperation zwischen der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e.V. (EVA), die Trägerin der Beratungsstelle ist, und der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg stand der Wunsch einer Evaluationsforschung mit der Fragestellung „Welche Rolle spielen Werte in der praktischen Arbeit einer wertegebundenen Institution?“ und mit dem Ziel, Impulse für die Weiterentwicklung der Beratungsstelle zu erarbeiten.

Dieses Ausgangsparadigma stieß jedoch sehr schnell auf Widerspruch von allen Seiten – wessen Werte sollen untersucht werden, wer und warum und mit welcher Vergleichsfolie soll hier zur Schau gestellt werden? Wie aussagekräftig und wie verallgemeinerbar kann eine solche Untersuchung sein, die sich mit einem sehr spezifischen Bereich der Sozialen Arbeit befasst und die zudem eine verhältnismäßig kleine Beratungsstelle mit einem besonderen institutionellen Werdegang darstellt? Was geschieht, wenn die Mitarbeiterinnen nicht von Außenstehenden „bewertet“ werden möchten?

Wegen der unmittelbaren Verknüpfung zwischen der praktischen Arbeit der Beratungsstelle – und den damit verbundenen schutzwürdigen Interessen von Mitarbeiterinnen und Klientinnen – mussten Forschungsdesign und Fragestellung einer möglichen Evaluation mit den Praxisbedingungen und -interessen in Ausgleich gebracht werden.

Das Projekt hat sich schließlich dem Thema Werte in der Praxis der Menschenrechtsarbeit am Beispiel der mobilen Beratungsstelle Yasemin mit einer empirisch beschreibenden Methodik angenähert. Dabei hat bereits die vorgeschaltete Studie von professionellen Haltungen von Studierenden der Evangelischen Hochschule anhand einer Faktorenanalyse die Verschränkung von Werten, Einstellungen, Kompetenzen und Persönlichkeit miteinander und damit die Untrennbarkeit von allgemeinen Werten und Normen mit anderen professionellen Orientierung und Anforderungen aufgezeigt. Auch bei der Reflexion der täglichen Arbeit mit den Mitarbeiterinnen von Yasemin hat sich dieses Bild bestätigt. Anhand von Fragebögen aller Mitarbeiterinnen von Yasemin und Rosa konnte der Arbeitsbereich „Gewalt im Namen der Ehre“ in den festgestellten Normen-Bereichen aus der Studierenden-Studie genauer beschrieben werden. Dabei entstand das Bild eines sehr anspruchsvollen Arbeitsbereichs, in dem eine Vielzahl von Werten, Kompetenzen und Persönlichkeitsdimensionen zu berücksichtigen ist. Ergänzend zur Selbstbeschreibung des Bereichs und zum Vergleich mit den Studierenden(gruppen) haben die Rückmeldungen aus der Befragung der Kooperationspartner sowohl die Bedeutung der politischen Einflussnahme und der Vernetzungsarbeit insgesamt bestätigt, aber auch viele der bereits zuvor beschriebenen Wertekategorien und -dimensionen rückgespiegelt und bekräftigt.


Projektende: Juni 2012

Dieses Projekt wurde gefördert durch den Europäischen Integrationsfonds.