Sie macht das schon!

Frauen kümmern sich um Kinder und Haushalt, Männer sind die Ernährer in der Familie. Warum fallen beide oft in dieses Muster zurück?

Wie man das ändert, erforscht Prof. Johanne Possinger von der EH Ludwigsburg. Sie identifizierte Hindernisse, die einer fairen Aufteilung im Weg stehen. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat sie dazu befragt.

 

„Das Geld ein wichtiges Hindernis. Männer bekommen mehr Lohn für die gleiche Arbeit. Deshalb entscheidet die Logik des Geldbeutels“, sagt sie. Die Folge: „Die Frau nimmt Elternzeit, arbeitet Teilzeit, setzt immer wieder aus.“ Weitere Hürden sind fehlende Kitaplätze, unverlässliche Öffnungszeiten, schlechte Betreuungszeiten in der Schule sowie unflexible Arbeitgeber oder Präsenzpflichten.

Für Männer ist ein Bruch mit der Geschlechternorm doppelt schwierig, sagt Johanna Possinger. Sie müssen gleich zwei Leitbilder überwinden, die ihnen die Gesellschaft überstülpt. Das eine ist die Vorstellung von traditioneller Männlichkeit, das andere die Anwesenheitskultur: „Sie sind nur dann ein ganzer Mann, wenn sie vollen Einsatz im Job bringen“, sagt Prof. Possinger. Auch das Maternal Gatekeeping wird als Erklärung für die Ungleichheit angeführt: die Idee, dass Frauen Hausarbeit und Kinderbetreuung an sich reißen. Doch dies ist Studien zufolge eher ein Randphänomen, das die große Lücke zwischen den Geschlechtern nicht erklären kann.
Die Forschung zeigt: Wenn es mehr Gleichheit geben muss, dann müssen Männer sich so früh wie möglich einbringen. Schleicht sich ein Muster ein, ist es zu spät. Deshalb empfehlen Forscher wie Johanna Possinger eine Reform der Elternzeit. Männer sollten mindestens vier Monate für ihr Kind da sein, bestenfalls ohne die Frau und nicht bloß als Assistenzhilfe. Elternzeit sollte kein vom Staat bezahlter Urlaub sein: Männer sollten stattdessen erleben, dass auch sie für ihr Kind sorgen und nebenbei den Haushalt erledigen können. Sie müssen erkennen, dass sie auch für emotionale Themen Ansprechpartner sein können. Damit sich die Familie das leisten kann, müsste das Elterngeld um mindestens 40 Prozent erhöht werden. Zu viel? Die Höhe entspricht jedoch dem Inflationsausgleich seit 2008.