Dieses Zitat schockiert mich. Denn es ist doch gerade umgekehrt: Ich halte die Empathie für eine Grundlage unserer Zivilisation. Empathie ist eine Stärke unserer Gesellschaft. Dass Menschen Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse einer anderen Person wahrnehmen können, ist Grundlage unseres menschlichen Zusammenlebens.
Wieviel mehr stimme ich den Worten Albert Schweitzers zu: „Das Mitgefühl mit allen Geschöpfen ist es, was Menschen erst wirklich zum Menschen macht.“ Denn ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der Menschen nicht angemessen auf die Emotionen und Empfindungen anderer reagieren können. Eine solche soziale Kälte macht mir Angst. Und dies umso mehr, weil sie in Ansätzen bereits erkennbar ist. Sie gefährdet auch unsere Demokratie.
An unserer Hochschule befähigen wir Menschen zu einer professionellen empathischen Haltung. In unseren Studiengängen fördern und fordern wir Menschen dazu heraus, eine Gesellschaft zu gestalten, die auf Verständnis und Respekt basiert.
Diese empathische Haltung zieht sich wie ein roter Faden auch durch die Texte unseres Newsletters, ohne dass wir sie vorgegeben haben. Die emeritierte Professorin Dr. Elisabeth Nicolai spricht vom Mitgefühl der Kolleg:innen in schwierigen Zeiten. Prof. Dr. Bernhard Mutschler, bis 2020 Professor der EH, heute Vorstandsvorsitzender der BruderhausDiakonie, freut sich über Begegnungen mit Mitarbeitenden, die „sozial, engagiert und verantwortungsbewusst sind“. Für so eine Haltung müssen sie nicht getauft sein: „Der barmherzige Samariter war weder Christ noch Jude, er war Samariter.“ Und Professorin Dr. Ute Karl ermöglicht einen einfühlsamen Perspektivwechsel, indem sie mit Studierenden untersucht, was das Smartphone für Menschen auf der Flucht bedeutet; es kann überlebensnotwendig sein.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei den Einblicken in unsere Hochschule und uns allen die Erfahrung von Empathie: Sie macht uns wirklich zu Menschen.
Ihre Prof. Dr. Andrea Dietzsch, Rektorin