Beim Studientag der Studiengänge Religionspädagogik und Gemeindepädagogik der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg waren Positionen gefragt. „Was glaube ich? Was sage ich? Wann bekenne ich Farbe?“ Knapp 100 Studierende und externe Gäste aus Kirche und Politik tauschten Argumente aus und schilderten ihren Umgang mit politisch radikalen Thesen. Prof. Dr. Andrea Dietzsch, Prof. Dr. Norbert Collmar, Hanna Allgayer und Melissa Bayer boten den Teilnehmenden eine breite Palette an Impulsen, Erfahrungen und Argumentationslinien. „Unsere Studierenden stehen während ihrer Ausbildung und dann später im Beruf vor Schülerinnen und Schülern, vor Kirchenmitgliedern und Klienten. Eine gute Sprachfähigkeit in gesellschaftlichen Fragen ist daher Kernkompetenz“, erklärt Rektor und Pädagoge Prof. Dr. Norbert Collmar.
Das Programm des Fachtages eröffnete Dr. Steffi Fabricius, Universität Siegen. Sie zeigte die Unterschiede von Position, Positionierung und Positionalität sowie deren Dimensionen in religions- und gemeindepädagogischen Kontexten auf. Im Anschluss boten Workshops eine inhaltliche Vertiefung aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Mit der politischen Perspektive setzten sich der stellvertretende Verkehrsminister Baden-Württembergs MD Berthold Frieß, Diakon und Kirchenrat Stefan Alger (Wie politisch muss/darf ein:e Diakon:insein?) sowie Dr. Hans- Ulrich Probst von der Universität Tübingen (Position beziehen gegen Rechts?) auseinander. …..
Schulleiterin Jasmin Laritz thematisierte Positionalität in schulischen Kontexten. Anja Faißt, Diakonin und Landessynodale von Kirche für morgen, gab Einblicke in Positionalität in (schul-) sozialarbeiterischen Beratungskontexten. Die Fundraising-Expertin Michaela Kluin diskutierte gemeinsam mit Dieter Abrell, Geschäftsführer der ChristusBewegung Lebendige Gemeinde, darüber, inwiefern Farbe bekennen gegen Mitgliederschwund in der Landeskirche helfen könnte. Theologisch reflektierte PD Dr. Martin Wendte, Pfarrer an der Ludwigsburger Friedenskirche und Lehrbeauftragter an der EH, Positionalität im Hinblick auf Ungewissheit und Zweifel.
Positionalität in der (interkulturellen) Jugendarbeit diskutierten Diakonin Vanessa Gunesch, Landesreferentin für interkulturelle Mädchen- und Frauenarbeit im EJW. Gunesch wie auch weitere Referentinnen und Redner erhielten ihre akademische Ausbildung an der EH Ludwigsburg.
Pfarrer Thorsten Volz, Synodaler Evangelium und Kirche berichtete im Workshop ganz praktisch von seinen Erfahrungen mit Jugendarbeit in der Gemeinde. Dies ergänzte Dr. Steffi Fabricius mit psychologischen Aspekten.
„Der Studientag bot viele Anregungen für die Entwicklung einer eigenen Positionalität – gerade am 8.5., dem Tag des Kriegsendes 1945“, erklärt Professorin Dr. Dietzsch. „Wir haben intensiv debattiert und zum Nachdenken angeregt“, ergänzt Professor Dr. Collmar „Es war lebendige Demokratiebildung“, ist er überzeugt.